FAQ

Fragen und Antworten

Kann auch ich das Facettieren erlernen?

Grundsätzlich kann jedermann das Facettieren erlernen. Allerdings sind einige Voraussetzungen zu beachten: es braucht
– ein Mindestmass an Ausdauer
– räumliches Vorstellungsvermögen
– genaues Arbeiten
– einen gewissen Ehrgeiz

Facettieren ist besonders gut auch für Frauen geeignet, benötigt es doch keine Kraft, sondern eine geschickte Hand. Allerdings gehen sie dabei verlustig, dass man ihnen einen Stein schenkt…

Kinder unter 14 Jahren besitzen oftmals die notwendige Ausdauer nicht.

Natürlich kann man das Facettieren alleine lernen, aus Büchern oder dem Internet. Aber es ist viel einfacher, wenn man einen Kurs besucht. Dabei stellt man auch fest, ob einen dieses Hobby fesseln kann. Kurse werden zumeist als Tageskurse angeboten.

Was benötigte ich für den Anfang?

Es braucht eine
– Facettiermaschine
– Dopstifte
– Umkittvorrichtung
– Schleifscheiben und allenfalls einen Auflageteller
– Polierscheiben
– Rohsteine

Dazu Kleinmaterial, wie:
– Dopwachs
– Brennsprit
– Spritlampe
– Messer
– Lupe(n)
– Polierpulver (Diamant oder Oxid) oder mit Poliermittel imprägnierte Plastikscheiben
– Öl

Welche Facettiermaschine ist für mich die richtige?

Als Typen gibt es Mast- und Plattform-Maschinen.

Bei der Mast-Maschine ist der Facettierkopf an einem verschiebbaren Mast befestigt. Der Facettierkopf kann am Mast vertikal bewegt werden. Der Facettierarm als Teil des Facettierkopfes kann um seine Achse gedreht werden. Die Teilung wird durch Indexräder kontrolliert. Der Facettierarm ist in seinem Neigungswinkel verstellbar. Mit zunehmendem Schleiffortschritt ändert sich der Schleifwinkel, was sich bei grossen Steinen bemerkbar macht.

Beispiele von Mast-Maschinen:
Ultra Tec, Facetron, Eigner

Bei der Plattformmaschine liegt das Handstück auf einer beweglichen Plattform. Der Stein kommt immer mit demselben Winkel auf die Schleifscheibe. Das Handstück kann zur Betrachtung des Steines weggehoben werden.

Beispiele von Plattform-Maschinen:
Raytech (Shor), Imahashi

Beide Maschinentypen haben ihre Vor- und Nachteile. Maschinen vom Mast-Typus sind stärker verbreitet. Generell kann man aber sagen, dass mit allen auf dem Markt befindlichen Maschinen schöne Steine geschliffen werden können. Es ist nicht die Maschine, es ist der Schleifer, der die Meisterschaft ausmacht.

Welche Schleif-und Polierscheiben benötige ich?

Zu Beginn reichen Schleifscheiben mit den Körnungen 260, 600, 1‘200 (evtl. noch 3‘000). Es empfehlen sich dünne Blechscheiben, die auf einer Trägerscheibe aufliegen. Mit zunehmender Erfahrung können auch noch andere Schleifscheiben, etwa gesinterte, angeschafft werden. Vorteil der Blechscheiben ist ihr Preis, der bei etwa 30 Franken liegt.

Heute wird zumeist mit Diamantpulver poliert. Dies kann auf einer Zinn-Blei oder einer Kupferscheibe erfolgen. Zu empfehlen sind die Diamant-Körnungen 3/2µ, 2/1µ, 1/0µ (1µ = 1/1000mm). Es empfiehlt sich, für jede Körnung eine eigene Scheibe zu verwenden. Für Spezialisten gibt es auch noch Poliermittel auf der Basis von Metall-Oxiden.

Wieviel Platz benötige ich?

Eine Facettiermaschine kann gut auf einen Küchentisch gestellt werden. Dabei braucht es keine feste Einrichtung: Licht kann von einer Büro-Lampe kommen, Wasser aus einem Krug, das Abwasser lässt man durch einen Schlauch in einen Kübel fliessen, der unter dem Tisch steht. Empfehlenswert ist ein wasserfester Boden…

Komfortabel ist natürlich, wenn man einen festen Arbeitsplatz hat. Da kann man etwa die Maschine in die Tischplatte einlassen, so dass man die Ellbogen bequem abstützen kann. Natürlich ist dann die Stuhlhöhe wichtig.

Was kostet eine Facettier-Ausrüstung?

Die Grundausstattung kostet je nach Maschine zwischen 4‘500 Franken und 6‘500 Franken. Facettiermaschinen sind sehr langlebig (25 Jahre und mehr). Occasions-Maschinen sind kaum auf dem Markt. Es lohnt sich längerfristig, die beste Maschine zu kaufen, die man vermag. Mit der Zeit steigen die Ansprüche an sich selbst und die Maschine, oftmals führt das dazu, dass man eine bessere Maschine kauft und dann die doppelten Kosten hat….

Welche Steine kann ich schleifen?

Grundsätzlich kann man alle durchsichtigen Materialen facettieren. Dabei reicht die Spanne vom Flaschenglas bis zum Rubin oder Saphir. Natürliche Rohsteine in guter Qualität sind nicht billig (am günstigsten ist dabei die Quarz-Gruppe). Viele Schleifer weichen deshalb auf synthetische Steine aus, die oftmals sogar bessere optische Eigenschaften besitzen als natürliche Steine oder reiner sind. Zu nennen sind dabei vor allem synthetischer Spinell, Korund, Cubic Zirkonia.

Jeder Stein hat seine speziellen Eigenschaften, die man mit der Zeit kennen lernt.

Wo kann ich Rohsteine kaufen?

Rohsteine kauft man zumeist an Mineralienbörsen. Beispiele sind die Börsen in St.Gallen, Zürich, Basel, aber auch die grossen Börsen in Sainte-Marie-aux-Mines (Elsass) und München. Spezielle Steine bekommt man allenfalls direkt bei Mineralienhändlern. Und wer Flaschenglas verschleift hat das Vergnügen, dass er zuerst die Flasche austrinken darf…

Kann ich Diamanten schleifen?

Grundsätzlich ja. Aber wollen sie wirklich Diamanten schleifen? Die Rohsteine sind nicht gerade einfach zu bekommen, und so grosse, dass die fertigen Steine etwas vorstellen, sind teuer. Diamanten werden mit Diamanten geschliffen. Dieser Schleifprozess dauert wegen der grossen Härte sehr lange. Da sich Diamanten nicht mit Dopwachs auf dem Dopstift befestigen lassen braucht es spezielle Haltevorrichtungen, die nicht für jede Maschine erhältlich sind.

Deshalb lieber „Farbsteine“ schleifen (dazu gehören auch farblose Steine!). Das Rohmaterial ist meistens erschwinglich und es gibt sehr viele Schliffe, wogegen sich dies bei den Diamanten auf einige wenige beschränkt. Ein normal grosser und -komplizierter Stein kann innerhalb eines Tages geschliffen werden.

Woher bekomme ich Schliff-Anleitungen?

Das Internet ist eine gute Quelle für Schliffanleitungen, etwa auf diesen Seiten:
– http://www.gemologyproject.com/wiki/index.php?title=Faceting_Designs
– http://www.facetdiagrams.org/
– https://usfacetersguild.org/faceting-diagrams/
– http://www.rockhounds.com/rockshop/gem_designs/design_index.shtml

Das Computerprogramm GemCad erlaubt,
– neue Schliffe zu entwickeln
– bestehende Schliffe abzuändern
– http://www.gemcad.com/

Das Computerprogramm GemRay erlaubt,
– Schliffe zu visualisieren
– Schliffe zu optimieren
Die dabei gewonnenen Winkel können im Programm GemCad eingefügt werden und ergeben eine neue Schliff-Vorlage

Was mache ich mit meinen geschliffenen Steinen?

Zunächst einmal: sich freuen und stolz darauf sein!
Man kann:
– die Steine bei einem Goldschmied fassen lassen oder selber Schmuck herstellen.
– die Steine verschenken
– die Steine in eine Schachtel legen oder aufstellen
– eine Sammlung aufbauen
– an Wettbewerben teilnehmen

Es gelingt nur wenigen Amateur-Schleifern, ihre Steine zu verkaufen. Schade, denn oftmals sind sie besser geschliffen als die vom Handel erhältlichen Steine. Denn:
– Wir dürfen schleifen (Profis müssen!)
– Unsere Steine müssen nicht ein möglichst grosses Gewicht aufweisen, sondern können mit den perfekten Winkeln geschliffen werden (Steine werden im Handel meistens nach Gewicht verkauft, der Schliff ist nur zweitrangig)
– Wir Amateure haben Zeit und können alle Sorgfalt aufwenden, Berufsschleifer müssen liefern!

Wo bekomme ich Unterstützung?

– bei Kollegen

– bei der Facettierer-Gilde und ihrer Webseite www.facettieren.ch

– beim Kursleiter (sofern ein Kurs besucht wurde)

– in Internet-Foren
– http://www.goettgen.de/schmuck-foren/index.html
– http://www.gemologyonline.com/Forum/phpBB2/index.php

Bücher und Videos

Bei Youtube hat es eine ganze Reihe Filme, die das Facettieren demonstrieren

Als Bücher sind in erster Linie die von Tom Herbst zu empfehlen, sie beinhalten umfangreich das aktuelle Wissen für Amateurschleifer. Erhältlich sind sie bei Amazon:
Amateur Gemstone Faceting (Nur in englischer Ausführung)
– Band 1: The Essentials, ISBN 9783000474743
– Band 2: Expanding Your Horizons ISBN 9783000474750
Beide Bände kosten je etwa 36 Euro

Wettbewerbe

Grundsätzlich gibt es drei Formen von Wettbewerben:

Design-Wettbewerbe

Beispiel ist hier der deutsche Edelsteinpreis. Dabei bewertet eine Fachjury die eingesandten Arbeiten nach ihrer Originalität. Der technische Aspekt steht dabei im Hintergrund.

Technische Wettbewerbe

Hier geht es um die möglichst präzise Umsetzung einer gestellten Aufgabe. Beurteilt werden etwa die Genauigkeit der Facettentreffpunkte und die Politur. Beispiele solcher Wettbewerbe sind die Annual Competition und die International Faceting Challenge (beide von der Australian Facetors‘ Guild organisiert)

Publikums-Wettbewerbe

Die Ausschreibung ist weitgehend offen. Hier erfolgt die Bewertung der Steine durch die anwesenden Besucher, die Steine verbleiben dabei in einer Vitrine. Die Präzision ist zweitrangig. Beispiel ist das European Open, organisiert durch die Facettierer Gilde. Dieser Wettbewerb steht allen Amateuren und Berufsschleifern offen.